Reaktion der katholischen Kirche
Im Gegenteil zur evangelischen Kirche bezogen die Katholiken, die im Deutschen Reich eine Minderheit bildeten, eindeutig Stellung gegen Hitler und den Nationalsozialismus. Nach der Reichstagswahl von 1930 setzte in beiden Kirchen eine intensive Diskussion über den Nationalsozialismus ein.
In der Stellungnahme des Bischöflichen Ordinariats Mainz war am 30. September 1930 zu lesen, dass man gegen eine Mitgliedschaft in der NSDAP war, da ihr Programm Sätze enthielt, die sich mit der katholischen Lehre und Grundsätze nicht vereinigen ließen:
• Nächstenliebe: Die Forderung der NSDAP das christliche Bekenntnis dem „Sittlichkeits- und Moralgefühl der germanischen Rasse“ anzupassen kann nicht nachgegangen werden, da dies nicht mit der Nächstenliebe vereinbar ist; auf diese gründet sich das christliche Sittengesetz. Die Nationalsozialisten dagegen erkennen dieses Gebot nicht an, sondern predigen die Überschätzung der germanischen Rasse und Geringschätzung alles Fremdrassigen, was jedoch unchristlich ist.
• Kulturpolitik: Die Rassenlehre des Nationalsozialismus widerspricht den kirchlichen Anschauungen und führt im Endeffekt zu einer Nationalkirche und damit zur Lösung von Rom. Die offenkundige feindliche Stellung zur katholischen Kirche äußert sich darin, dass bei nationalsozialistischen Versammlungen der Gedanke ausgesprochen wird „Unser Kampf gilt Juda und Rom“. Insgesamt steht die Kulturpolitik des Nationalsozialismus im Widerspruch mit dem katholischen Christentum.
Nach dem Paragraphen 24 kann kein Katholik Mitglied der Hitlerpartei sein, ohne seinen Glauben dabei zu verleugnen. So wurde katholischen Geistlichen jegliche Zugehörigkeit zur NSDAP untersagt. Auch verbot die katholische Kirche Mitgliedern der Hitlerpartei die Teilnahme an Kirchlichen Beerdigungen oder anderen Veranstaltungen. Zudem wird ein Nationalsozialist nicht zu den Sakramenten zugelassen werden. So müssten alle Katholiken, die der Hitlerpartei angehören, exkommuniziert werden. Eine Exkommunikation wurde jedoch nie ausgesprochen.
Die Ablehnung seitens katholischer Kirche wurde vor allem bei den Reichstagswahlen im März 1933 deutlich, denn in den überwiegend katholischen Gebieten des Deutschen Reiches wie in Emsland, in Westfalen und im Rheinland erhielten die Nationalsozialisten einen wesentlichen geringeren Zuspruch als in den anderen Gegenden des Reiches. Ein Grund dafür waren die eindringlichen Warnungen vor dem Nationalsozialismus, die die Bischöfe seit 1930 verschiedentlich ausgesprochen hatten.
Es fällt auf, dass die katholische Kirche den Antisemitismus der Partei nicht eindeutig verurteilt. Die Hitlerpartei wurde von der katholischen Kirche nur wegen ihrer von den Anschauungen der Kirche abweichenden kulturpolitischen Einstellung verurteilt, nicht aber wegen ihrer staatspolitischen Zielsetzung.